Silvester: Ursprung, Bedeutung, Brauchtum.

31.12.2020

Die ganze Welt feiert am 31. Dezember das beliebte Jahresendfest Silvester - wenn auch in diesem Jahr coronabedingt wahrscheinlich nicht so opulent wie gewohnt. Aber wo liegt eigentlich der Ursprung dieses Festes? Auf jeden Fall weit zurück in der Geschichte!


Die alten Römer - orgiastische Party zum Jahreswechsel

Die Römer beschlossen 153 vor  Christus, den Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar zu verschieben. Den Jahreswechsel feierten sie dann an den sogenannten Kalenden des Januar geradezu orgiastisch - denn in den Tagen davor beging man im antiken Rom die Saturnalien, ausschweifende, opulente und oft recht wüste Parties zu Ehren des Gottes Saturn. In erster Linie ging es um das Feiern mit Freunden und Familie, Essen und Trinken (gerne auch mal zu viel), sich gegenseitig Geschenke machen, Rollenumkehr zwischen Herren und Sklaven, sowie zwischen Erwachsenen und Kindern, Spiele, Streiche, über-die-Stränge-schlagen, die strikten römischen Standesgrenzen für einen begrenzten Zeitraum symbolisch aufzuheben, sich albern zu benehmen und Dinge zu tun, die sonst verpönt waren. Man lief in Gruppen durch die Straßen und rief einander als Festtagsgruß "Io Saturnalia!" zu, so wie man zu Karneval Helau oder Alaaf ruft. Das Fest zum Jahreswechsel schloss direkt an die Saturnalien an. Mit Feuern und Lichtern wurde das neue Jahr begrüßt.

Die alten Germanen - immer für Krach zu haben

Schrecken verbreiten, Lärm schlagen und Krach machen gehört zum ältesten Brauchtum in der Silvesternacht. In alten Zeiten begingen die Germanen nach der Wintersonnenwende die Rauhnächte, das sind Nächte um den Jahreswechsel, denen im europäischen Brauchtum oft besondere Bedeutung zugemessen wird. Der Brauch diente zur Abschreckung von Dämonen und Geistern. Von diesem Kult stammt übrigens auch die heutige Tradition ab, in der Silvesternacht Böller und Feuerwerkskörper zu zünden. Das Schießen von Böllern kam jedoch erst im Mittelalter mit der Verbreitung des Schwarzpulvers auf.

Papst Silvester - der Namensgeber:

Seine Bezeichnung verdankt der Silvestertag dem Papst gleichen Namens, der am 31. Dezember 335 starb. Die katholische Kirche ehrt Papst Silvester noch heute für seine Verdienste um das Christentum im Römischen Reich, das sich in seiner Amtszeit zwischen 314 und 335 unter Kaiser Konstantin von einer verfolgten Sekte zur anerkannten Religion entwickelte. Im christlichen Glauben wird der Heilige Silvester als Patron für ein gutes neues Jahr angerufen, Bauern bitten ihn auch um Schutz für ihre Tiere.

Alte Traditionen: Bleigießen, Linsensuppe, Liebesorakel und noch mehr

Was aber sollte das neue Jahr bringen? Antwort auf diese Fragen suchten die Menschen in den seltsamsten Prophezeiungsmethoden. Bereits die alten Griechen pflegten zu diesem Zwecke das Bleigießen. Seit dem Mittelalter gilt es als unchristliche Zauberei; es war lange Zeit verboten. Gehalten hat sich der Brauch dennoch. Auch dieses Jahr wird in die bizarren Formen des erkaltenden Bleis sicher mancher Zukunftswunsch hineinorakelt werden.

Auch was zu Silvester auf den Tisch kam, sollte Auswirkungen auf das neue Jahr haben. Schweinebraten galt als Glücksbringer, oder besser noch: ein unter der Türschwelle vergrabener Schweinekopf! Anderswo glaubte man, der Verzehr einer Linsen- oder Erbsensuppe am Silvesterabend bringe Geld im neuen Jahr. Noch heute werden z.B. in Italien an Silvester Linsen gegessen, was das Zeug hält - traditionell als Beilage zu den Cotechino-Würsten und einem Gläschen Rotwein.

In den grauen Vorzeiten vor der Emanzipation setzten junge Mädchen beim Warten auf den richtigen Mann auf zweifelhafte Zeichen. So versammelten sich z.B. die ledigen Frauen des Hauses in der Stube; jede warf einen Schuh über den Kopf. Zeigte die Schuhspitze Richtung Tür, sollte die Entsprechende bald an der Hand eines Bräutigams das Haus verlassen. Auch haben junge Frauen gerne an die Tür eines Hühnerstalls geklopft. Krähte der Hahn, stand die Ehe bevor, gackerte dagegen nur ein Huhn, hieß es weiter warten.

Für Bierliebhaber habe ich auch eine gute Nachricht: Wer Punkt zwölf zum Jahreswechsel zwölf große Bier austrinken kann, wird das ganze Jahr glücklich sein, zumindest laut einer Tradition aus Süddeutschland. Na dann: Prost Neujahr!


Artikel von einer Freundin des solowerk, Danke Valeria.